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Radrennen in Afrika -

Intermezzo auf der 11.000 Kilometer langen Radtour

Vor vier Monaten sind wir zu zweit in Kenia gestartet. Mittlerweile radel ich alleine weiter und habe über 7000 Kilometer in den Beinen. Mit meinem Touren-Mountainbike (Rahmenhöhe 60 cm!) habe ich mich an die Strapazen einer Radtour durch Afrika gewöhnt und es macht richtig Spaß.

Von Kenia aus fahren wir durch Tansania nach Malawi, bevor wir durch Mosambique per Bus durch den "Gun-Run" Simbabwe erreichen. Kurz vor der Grenze Südafrikas, nach einigen Nationalparks in Simbabwe und einer sehr coolen whiterwater-rafting Tour an den Victoriafällen, fahre ich allein weiter; mein Kumpel reist zur Freundin nach Deutschland zurück.

In Piet Retief, im Osten Südafrikas an der Grenze zu Kinder am RestaurantfensterSwaziland, will ich mir eigentlich einen Ruhetag gönnen. Aber im Supermarkt frage ich Elmarie nach Kartoffelpüree und schon ändert sich mein guter Vorsatz. Nicht nur, weil sie mir auf Deutsch antwortet! Ihre Vorfahren sind vor fünf Generationen aus Deutschland ausgewandert und daher die Sprachkenntnisse. Überhaupt fallen in dieser Gegend deutsche Ortsnamen wie z. B. Lüneburg auf. Auch auf Namensschildern, die den Weg zu weit entfernten Farmen weisen, entdecke ich häufig deutsche Namen. In einem Sportgeschäft, in dem ich eine neue Fahrradkette aufzutreiben versuche, spricht der Boß am Telefon mit seiner Frau Deutsch. Und nicht etwa, weil er aus Deutschland kommt. An seinem Dialekt ist zu hören, daß er Deutschland lange nicht mehr, wenn überhaupt jemals, gesehen hat.

Elmarie lädt mich ein, am nächsten Tag an einem Radrennen teilzunehmen, das ihr Mann mit organisiert hat. 50 km MTB-Rennen? Endlich mal wieder so richtig Vollgas geben können, ohne Gepäck? Eigentlich ist mein Radrahmen für ein Rennen viel zu groß, und ich will Pause machen. Aber was bleibt mir bei einem so reizvollen Angebot schon übrig? Ich sage zu. So stehe ich am nächsten Morgen mit der Nummer 44 an der Startlinie. Keiner kennt mich, außer Elmarie und ihr Mann, und alle sehen verwundert dieses riesige Rad an, daß noch dazu mit Gepäckträgern und Klingel ausgestattet ist.

Unterwegs: Wir helfen mit einer Luftpumpe ausDie anderen Bikes sind cool getuned, fachmännisch werden die letzten Bremsen nochmals überprüft, die Helme zurechtgerückt. Neben mir sehe ich doch tatsächlich ein teures Sprengle-Laufrad und an einem anderen Bike kann ich Säbelspeichen ausmachen. Unglaublich, was man hier in Afrika zu sehen bekommt. Ich hatte da eher mit Radrahmen aus Geländerrohr und alten indischen Bauteilen gerechnet. Statt dessen ist es mein Rad, welches mit 2,34 mm dicken Speichen und extrabreiter Ambrosio-Felge an Zeiten erinnert, als Räder kaum weniger als 20kg gewogen haben.

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Während alle am Start in Rennhaltung flach über ihrem Lenker hängen, sitze ich bequem aufrecht auf meinem Mounti und überblicke die Startformation. Die meisten Rennfahrer sind jünger als ich und wollen sich beweisen. Außer mitleidigem Lächeln wird mir kaum Beachtung geschenkt. Fehlt nur noch, daß die Kiddys zu kichern anfangen und auf mein Bike zeigen. Na gut, der Helm den ich trage hat auch schon bessere Tage gesehen - und vor allem andere Köpfe. Er ist mir etwas zu klein, aber ohne ihn hätte ich nicht starten dürfen. Ronny, Elmaries Mann, hat ihn noch heute morgen in seinem Schuppen gefunden. Vermutlich hat er gestern noch einem seiner Hühner als Nest gedient. Startschuß. Die ersten zwei Kilometer bis zum Wald werden von der Polizei durch den Ort begleitet. Wir sind also richtig wichtig. Ich schwanke zwischen aufrecht und hochwohlgeboren die Hand zum Gruße zu erheben - oder mich mit meinem Riesenrad möglichst unauffällig in der Masse zu verstecken.Auf offener Straße kommt man kaum an den Autos vorbei  :-)

Im Wald beginnt dann der Spaß. Steile Anstiege und Downhills, rasante Kurven und sandige Passagen. Ich bin in meinem Element. Aber während die Kiddys mit ihren Hydraulikbremsen (ja, Magura gibt's auch in Afrika!) und hoher Geschwindigkeit in die Kurven fahren, scharf abbremsen um dann wieder zu beschleunigen, nehme ich bei Rechtskurven den Fuß aus dem Pedalkorb und versuche so mein Gleichgewicht zu halten. Wie gut, daß kein Filmteam an der Strecke steht, die hätten Spaß an meinem Fahrstil gehabt. Ich orientiere mich vorsichtig nach vorn, Taktik ist angesagt. Die erste, 12 km lange Runde, fahren wir alle zusammen. Ich schätze, daß ca. 30 Fahrer unterwegs sind. In der zweiten Runde sind wir vorn nur noch zu viert, was mich schon richtig begeistert. Aber irgendwie ist mir die Geschichte noch nicht schnell genug, bei den Downhills muß ich abbremsen und die Berge fahre ich ohne große Anstrengung hoch. Nur bei ganz steilen, kurzen senkrechten Passagen muß ich vom Rad steigen, weil dieser große Rahmen dafür nun einmal nicht gemacht ist.

Jetzt habe ich zwei Fahrräder...In der dritten Runde drehe ich dann noch mal richtig auf und bin plötzlich alleine an der Spitze. Das Unglaubliche geschieht tatsächlich: Ich überquere als erster die Ziellinie! Was für eine Überraschung! Der Vorsitzende vom Rennkommitee fragt mich dann: "Was machst Du denn jetzt mit zwei Rädern?" Zuerst verstehe ich die Frage nicht, bis es mir schwant: Es gibt etwas zu gewinnen! Und der erste Preis ist ein neues Mountainbike! Zum Glück bekomme ich bei der Siegerehrung einen Scheck statt des MTBs. Eine nette Art, die Reisekasse aufzufrischen.

Die größte Belohnung ist aber eine Einladung zum Essen am Abend, während dessen wir angeregt und sehr temperamentvoll über die südafrikanische Geschichte und das Verhältnis zwischen Schwarz und Weiß diskutieren. Dabei ist die Sprachwahl nicht ganz so einfach. Elmarie spricht mit mir gerne Deutsch, was Ronny einigermaßen verstehen kann. Wenn die beiden miteinander reden, sprechen sie Afrikaans oder Englisch. Die Kinder verstehen alle drei Sprachen und sind zu Anfang noch munter mit von der Partie. Irgendwann werden sie aber müde, und wir sitzen alleine noch bis in die späte Nacht und tauschen unsere Standpunkte aus. Sanddünen bei Swakopmund

3000 km später entdecke ich in Windhoek, der Hauptstadt von Namibia, erneut eine Rennausschreibung. Das Rennen im trockenen Swakopfluß bei Swakopmund läßt dann schon fast Rennroutine aufkommen. Die schiefen Blicke und das Getuschel über mein treues Rad stecke ich gelassen weg - denn den Rucksack als ersten Preis kann ich für den Rückflug gut gebrauchen.

 

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